Auch für uns war das Jahr 2020 eine große Herausforderung. Für eine Organisation, deren Ziel es ist, lokale Therapeuten in Krisenländern auszubilden, behindert der „permanente lockdown“ die Verwirklichung dieses Ziels.
Dabei hatte das Jahr im Januar mit der EMDR Konferenz in Bangkok/Thailand so gut angefangen. Für vier Tage trafen sich über 300 Psychologen und EMDR Therapeuten aus Europa, USA und Asien. Die MitarbeiterInnen an den 4 Mekong Projekten (2007 – 2020 mit Fördermitteln vom BMZ/und tdh) übernahmen dabei eine zentrale Rolle und auch der Dachverband EMDR Asia, der durch die erfolgreiche Konferenz gestärkt und weiterentwickelt worden war.
Das letzte Mekong Projekt für die beiden Länder Myanmar und Kambodscha wurde Ende 2020 beendet. Myanmar hat sich profiliert mit der Ausbildung von etwa 80 Therapeuten in TPSS+ (Traumafokused Psychosocial Support with elements of EMDR) und Kambodscha konnte die Integration von EMDR in die Psychiatrieausbildung an der University of Health Sciences in Phnom Penh erfolgreich etablieren.
Die Entscheidung unserer Mitarbeiterin im Vorstand ihren Aufenthalt in Erbil/Kurdistan/Irak zu verlängern, war ein Glücksfall für die Auszubildenden vor Ort, weil dadurch ein Teil der ausgefallenen Ausbildung etwas aufgefangen werden konnte. Der lokale Partner Green Desert hat mit Trauma Aid eine Kooperation zur Ausbildung von lokalem psychologischem Personal, ein Projekt gefördert vom BMZ und tdh. Die Seminare in EMDR und TPSS+ konnten auf Grund der lock-down Massnahmen nicht stattfinden, aber die verschiedenen online Supervisionen und theoretischen Weiterbildungen der europäischen Ausbilder konnten zusammen mit der Fachkompetenz unserer Mitarbeiterin vor Ort Lücken und Ausfälle ein wenig abmildern. Der Bedarf nach psychiosozialen Programmen hat, auch durch die Gesundheits- und Wirtschaftskrise bedingt, weiter zugenommen. Wir hoffen sehr, daß wir 2021 unsere Lehrtätigkeit wieder aufnehmen können, zumal die großen Flüchtlingslager in Kurdistan immer noch gefüllt sind und vor allem die Kinder und Frauen dort seit Jahren ausharren müssen.
Sie brauchen dringend die Unterstützung lokaler Fachkräfte.
Wir haben ein Video-Seminar für mexikanische KollegInnen gehalten und versuchen trotz schwieriger Zeiten Projektgelder zu akquirieren z.B. für die Ukraine, afrikanische Länder wie Ruanda und in Südostasien für Kambodscha (dort hat Brot für die Welt gerade dem Therapiezentrum Phnom Penh geholfen zu überleben!) und Myanmar.
Im Bereich der Prävention gegen sexuellen Missbrauch von Kindern haben wir ein schönes kleines Projekt verwirklichen können. Für Kinder und Lehrer an Schulen wurde ein kleines Booklet in 3 verschiedene südostasiatische Sprachen übersetzt und findet guten Anklang. Die ersten Entwürfe für ein Booklet gegen sexuellen Missbrauch – vor allem an Kindern – gingen vor ca. 5 Jahren an den Start, finanziert bis heute von Rotary Braunschweig. Inzwischen sind sie Teil eines großen „Peace Building Projects“ von Prof. Sombat Tapanya in Chiang Mai / Thailand gegen Gewalt und erniedrigende Behandlung von Kindern und Jugendlichen, ebenfalls Rotary finanziert.
Kambodscha, Myanmar und Indonesien haben eigene Bearbeitungen des Booklets für Kinder und Eltern sowie des Lehrmaterials für Erzieher und Lehrer. Wir entwickeln zurzeit diese Initialzündung, die es in vielen Ländern bedeutet, weiter für Nepal und Libanon.
Die Not und der Bedarf sind gerade auch in diesen Krisenzeiten überall groß!! Wir sehen als europäische Fachleute einen hohen Prozentsatz von traumatisierten Menschen, auch und besonders bei den Kindern und Jugendlichen und möchten die Ausbildung der lokalen Fachleute nach wie vor unterstützen.
Auf diesem Wege danken wir besonders den SpenderInnen von betterplace für die Unterstützung unserer Ausbildungsvorhaben und der dazugehörigen Supervisionen in Kurdistan/ Nordirak. Diese sicherzustellen ist uns angesichts der dortigen Dauerkrise ein besonderes Anliegen, was mit Ihrer Hilfe zunehmend gelingt!
Wir sind also weiterhin weltweit tätig und hoffen dafür auch weiter auf Eure / Ihre Unterstützung.
Viele Grüße im Namen aller VS-Mitglieder
Frank Hofmann
Vorsitzender